Psychologische Sicherheit

Teil I – Wichtiger Faktor für erfolgreiche Teamarbeit

von Claude R. Schmutz
LIF Präsident

Psychologische Sicherheit – Wichtiger Faktor für erfolgreiche Teamarbeit. Das ist der Titel eines Artikels der Online Basler Zeitung vom 20. Januar dieses Jahres. Der Inhalt des Artikels weckte mein Interesse: Wie steht es mit der psychologischen Sicherheit der Mächtigen dieser Welt? Mit Mächtigen wie Trump, Putin (das war noch vor Beginn des Krieges in der Ukraine!), mit Xin, mit Bolsonaro, mit Maduro und vielen Anderen.
Wie steht es mit der psychologischen Sicherheit berühmter, erfolgreicher Führungskräfte? Konsequenterweise muss ich aber auch die Frage stellen: Wie steht es – trotz erfolgreicher Karriere – mit der psychologischen Sicherheit bei mir?

Im Folgenden fasse ich den Inhalt des oben erwähnten Artikels kurz zusammen:

Im Rahmen eines grossen Forschungsprojektes von Google resultierte „psychologische Sicherheit“ aus 60 untersuchten Erfolgsfaktoren mit Abstand an oberster Stelle. 

Um eine Atmosphäre für psychologische Sicherheit zu schaffen müssen zwei wichtige Bedingungen erfüllt sein:

  • Die Gewissheit sich bei der Arbeit ungeschminkt und ehrlich einbringen zu können, ohne befürchten zu müssen bestraft, lächerlich gemacht oder nicht ernst genommen zu werden. 
  • Sich bei der Arbeit nicht ständig verstellen zu müssen, sondern sich selber sein zu können, ohne Angst bei Fehlern oder beim Ansprechen von Missständen zusammen-gestaucht zu werden.

Psychologische Sicherheit ist das Gegenteil von ständigem Antreiben zu mehr Leistung und das Einsetzen der Zuckerbrot-und-Peitsche Methode. Psychologische Sicherheit entsteht auch nicht durch Schönwetterformeln oder Modebegriffe wie Purpose oder Diversity. 

Psychologische Sicherheit erkennt man daran, dass sich Mitarbeitende auf Augenhöhe begegnen, ungefähr ähnliche Redeanteile haben und nicht über Belanglosigkeiten sprechen, sondern auch über Riskantes. Dies in einer zwanglosen und angstfreien Atmosphäre.

Beim Fehlen von psychologischer Sicherheit ist die Lernbereitschaft tiefer; mangelt es an Kreativität; und die Personen sind weniger kommunikativ. Zudem sind die Personen unzufrieden.

Psychologische Sicherheit schafft eine produktivere Leistung und erhöht die Kreativität des Einzelnen. Durch den positiven Einfluss auf die Team-Atmosphäre wird die Fehlerquote gesenkt; vermindert sich der Verlust an grauer Energie; wird die allgemeine Leistungsbereitschaft erhöht; die Kommunikation wird offener und ehrlicher.

Es ist davon auszugehen, dass psychologische Sicherheit einen positiven Einfluss auf die psychische und physische Gesundheit hat.

Ich lese immer wieder mit Interesse Artikel zu psychologischen Themen in der Arbeitswelt, die sich ja meistens dem Thema Führung annehmen. Auch dieser Artikel bezieht sich auf dieses Thema, denn der Artikel wurde ja unter dem Titel „Was macht ein Team erfolgreich?“ publiziert. Teamarbeit ist eine wichtige Form von zwischenmenschlicher Beziehung.

Aber es ist offensichtlich dass das Thema „Psychologische Sicherheit“ nicht nur für die Beziehungen in Teams, sondern für alle unsere Beziehungen relevant ist.

Wir werden täglich mit diesem Thema konfrontiert – durch die Geschichten über die Einflussreichen und Mächtigen dieser Welt; aber auch durch das Erleben unserer Beziehungen: Ehe; Elternschaft; Freundes- und Bekanntenkreis; Nachbarschaft; Arbeitsumfeld usw.

Im Artikel wird darüber geschrieben welches die Bedingungen für eine Atmosphäre der psychologischen Sicherheit sind. Der Autor geht aber nicht darauf ein, dass es für die Schaffung einer solchen Atmosphäre ja eine Führungsperson, bzw. einen Menschen braucht, die bzw. der über psychologische Sicherheit verfügt.

Als Person psychologische Sicherheit zu „besitzen“ und auszustrahlen ist von eminenter Wichtigkeit; denn das Gegenteil, die psychologische Unsicherheit, wirkt wie eine dauernde, stärker oder schwächer ausgeprägte Störung in uns und unseren Beziehungen. Sie bewirkt viel Leid und Ungerechtigkeit.

Die Praxis zeigt, dass kein Intelligenzquotient, keine Ausbildung, kein Diplom, keine sportliche Meisterleistung – also keine menschliche Leistung – zur Befähigung bzw. Sicherstellung der persönlichen Sicherheit beiträgt.

Ist die Situation darum hoffnungslos? Nein, ist sie nicht. Zum Glück denn psychologische Sicherheit, oder „Emotionale Sicherheit“, der Begriff, den man im Zusammenhang mit dem Thema auch verwenden könnte, kann gefördert werden. Wir, du und ich, können beitragen dass wir durch unsere innere psychologische Sicherheit den Mitmenschen in unserem Umfeld das Gefühl von Sicherheit vermitteln.

Mehr dazu im nächsten LIFlet:

  • Wie wirkt sich psychologische Unsicherheit in unserem Umfeld aus?
  • Was können wir tun, um unsere psychologische Sicherheit zu fördern?

Psychologische Sicherheit ist die wichtigste Führungsaufgabe der Zukunft

Harvard Business Manager 10/2022